Spannungskopfschmerz
Grundlagen
Bis zu 70 % der Bevölkerung sind von gelegentlichen Spannungskopfschmerzen betroffen, etwa 1,25 % klagen sogar über chronische Spannungskopfschmerzen. Diese sind dann oftmals schwer von einer chronischen Migräne abzugrenzen. Die Unterscheidung dieser zwei Kopfschmerzarten ist jedoch für die weitere Therapie wichtig, da bei Spannungskopfschmerzen oftmals ein Zusammenhang mit Fehlhaltungen gefunden wird und Physiotherapie gut helfen kann.
Symptome
Patienten, die an Spannungskopfschmerzen leiden, klagen meist über einen milden bis mittelschweren dumpfen Kopfschmerz, der den ganzen Kopf betrifft. Oft wird das Gefühl wie ein „zu enger Hut oder Helm“ beschrieben. Zwar können die Patienten dabei etwas an Übelkeit leiden, dies ist jedoch deutlich weniger ausgeprägt als bei der Migräne und es kommt auch nicht zum Erbrechen. Besonders typisch ist, dass die Kopfschmerzen durch körperliche Betätigung eher besser werden, während sie bei Migräne durch körperliche Betätigung deutlich verschlechtert werden.
Ursachen
Ein ausführliches Konzept zur Ursache von Spannungskopfschmerzen fehlt bisher. Diskutiert werden eine vermehrte Anspannung der Nackenmuskulatur sowie aktivierte muskuläre Triggerpunkte, die dann zu einer zentraler Sensitivierung führen, so dass die Schmerzschwelle sinkt. Dadurch führen immer geringere Reize zu Kopfschmerzen. Auslöser für die Verspannungen können sowohl statische mechanische Fehlbelastungen als auch psychische Stressfaktoren sein.
Zusätzlich findet man häufig Hinweise für eine kraniomandibuläre Dysfunktion mit vermehrten Bruxismus. Durch das nächtliche Zubeißen und Knirschen entsteht eine ausgeprägte Anspannung der Kau- und Rückenmuskulatur, die zu einem Teufelskreis aus Schmerz und Verspannungen führt.
Therapiemöglichkeiten
Multidisziplinäre Behandlungsprogramme, die neben medikamentösen Maßnahmen auch Entspannungsmaßnahmen und Ausdauersport vorsehen, wirken effektiver als einzelne Behandlungsverfahren und sollten diesen vorgezogen werden. Der erste Schritt in der Therapie ist die Aufklärung des Arztes über das Erkrankungsbild. Weitere empfohlene Maßnahmen sind Entspannungsübungen nach Jacobson, regelmäßiges (2–3 x wöchentlich) Ausdauertraining (z.B. Joggen, Schwimmen oder Radfahren) und Stressbewältigungstraining. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Patienten mit chronischen Spannungskopfschmerz von einer Standardtherapie mit Training der HWS- und Schultermuskulatur, Dehnübungen und Massage sowie Entspannungsübungen profitieren.
Auch Biofeedback wird bei Spannungskopfschmerzen empfohlen und hat den Vorteil, dass es auch auf assoziierte Symptome wie Depressivität, Angst und Medikamentenübergebrauch wirkt. Die Wirkung wird als anhaltend beschrieben, die Kombination mit Entspannungsverfahren wird empfohlen.
Im Einzelfall muss auch eine medikamentöse Therapie begonnen werden. Für die Kombination eines Antidepressivums mit einem Stressbewältigungstraining konnte die Überlegenheit gegenüber der Einzeltherapie belegt werden.
Die Wirksamkeit komplementärmedizinischer Therapieverfahren ist weniger gut wissenschaftlich belegt. Trotzdem erscheint es sinnvoll, die Therapie um Methoden wie Neuraltherapie und Osteopathie zu ergänzen, da damit teilweise Medikamente eingespart werden können.