Chronische Schmerzen

 Grundlagen

Nach etwa 6 Wochen sind 90 Prozent der Patienten mit akuten Rückenschmerzen wieder in der Lage, in die Arbeit zu gehen, wohingegen Schmerzfreiheit nur bei 40 bis 60 Prozent erreicht wird. Wenn die Schmerzen nicht binnen 12 Wochen abklingen, droht die Gefahr einer Chronifizierung.

Wird der Schmerz chronisch, hat er seine ursprüngliche Funktion als Warnsignal verloren und wird zu einer eigenständigen Erkrankung. Denn: je länger Nervenzellen Schmerzsignale weiterleiten, desto aktiver werden sie. Sie neigen dazu, die Reize von sich aus zu verstärken, bis sie schließlich sogar bei sehr geringen Reizen Alarm geben können. Man spricht dann von einer erniedrigten Schmerzschwelle. Dieses Dauerfeuer an Impulsen führt schließlich zur Bildung des sogenannten Schmerzgedächtnisses.

Den Schmerz verlernen

Um dieses zu behandeln, sollten kurzfristig starke Schmerzmittel verabreicht werden. Ziel dieser Therapie ist es, Patienten, die schon jahrelang leiden, einen Urlaub vom Schmerz zu ermöglichen. Das ermöglicht ihnen einerseits aktiver zu werden, andererseits wird das Schmerzgedächtnis positiv beeinflusst, so dass der Körper versteht, dass es keinen Grund gibt, ständig in Alarmbereitschaft zu sein.

Die Medikamente die dafür verwendet werden sind einerseits klassische Schmerzmittel, aber auch schmerzdistanzierende Antidepressiva und membranstabilisierende Antiepileptika, die verhindern, dass der Schmerzreiz weitergeleitet wird.

Keine Schonung

Früher hat man Patienten eher geraten, sich bei Schmerzen zu schonen. Aus Angst davor, den Schmerz zu verschlechtern oder ihn gar zu provozieren, fallen viele Patienten in eine Schonhaltung. Sie machen kaum noch Sport und meiden sogar Alltagsaktivitäten. Ihre Muskeln erschlaffen und der Teufelskreis aus Schonung und Schmerz geht los. Moderne Erkenntnisse aus der Forschung zeigen aber: körperliches Training, Gymnastik, Ergometer- Fahren oder Nordic Walking lösen nicht nur schmerzhafte Verspannungen in den Muskeln. Bei Ausdauersport werden im Körper Opioide ausgeschüttet und schmerzhemmende Nervenfasern aktiviert. Beides unterbricht den Strom der Impulse, die das Schmerzgedächtnis stetig befeuern.

Dabei sollten die Patienten von einem Physiotherapeuten Ihres Vertrauens begleitet werden, denn: kontrollierte Bewegungsübungen (d.h. Übungen, die der Patient nach kurzer Anleitung durch einen Therapeuten selbst durchführt) sind vor allem bei chronischen Rückenschmerzen zur Funktionsverbesserung wirkungsvoll.

Was kann sonst noch getan werden?

Wird der Schmerz einmal chronisch, so sind sich alle Experten einig: hier wird ein multimodales Vorgehen gefordert.  Dieses sollte neben der medikamentösen und physiotherapeutischen Behandlung konsequentes körperliches Training, verhaltenstherapeutische Maßnahmen sowie Schmerzbewältigungsprogramme beinhalten.  Leider gibt es in Österreich jedoch kaum Anlaufstellen für eine ambulante multimodale Schmerztherapie auf Krankenschein.  So muss meist ein Rehabilitationsantrag gestellt werden und die Patienten werden dann stationär über mehrere Wochen, meist weit weg von ihrem Wohnort, behandelt.  Problematisch dabei ist, dass Patienten aus Angst ihren Arbeitsplatz zu verlieren, dieses Angebot oftmals nicht nützen können.

Hilsmittelversorgung

Zu guter Letzt sollte der behandelnde Schmerztherapeut auch noch abklären, ob der Patient alle Hilfsmittel erhalten hat, die ihm helfen könnten, seine Schmerzen zu behandeln, wie z.B. ein TENS Leihgerät für die Elektrotherapie zu Hause oder eine Lendenwirbelsäulenbandage zur Stabilisierung der LWS. Auch die Arbeitsplatzoptimierung sollte Teil der Therapie sein.

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