Pseudoradikuläre Schmerzen

Grundlagen

Es ist wichtig, radikuläre Schmerzen, die durch eine Kompression der Nervenwurzeln ausgelöst werden von sogenannten pseudoradikulären Schmerzen zu unterscheiden. Diese strahlen meist nicht bis in die Unterschenkel oder die Finger aus und sind meistens die Folge von lokalen Prozessen, die weder die Nervenwurzeln im Bereich der Wirbelsäule noch die Nerven selber betreffen.

Zu diesen Prozessen gehören u.a. Erkrankungen im Bereich der Facettengelenke (die die Wirbel miteinander verbinden) oder die Blockade im Bereich des Sacroiliakalgelenkes (die sog. ISG-Blockade). In vielen Fällen ist es jedoch unmöglich, die zugrunde liegende Erkrankung zu finden.

Diagnostik

Bei pseudoradikulären Schmerzen zeigt sich ein unauffälliger neurologischer Befund. Die Kraft der Extremitäten und die Reflexe sind nicht betroffen. Die Unterscheidung zwischen radikulären und pseudoradikulären Schmerzen ist aus mehreren Gründen klinisch wichtig: Einerseits besteht bei pseudoradikulären Schmerzen keine Indikation für eine MR Untersuchung, andererseits sprechen diese Schmerzen oft gut auf nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente an. Bei Bandscheibenvorfällen muss hingegen oft auch ein Antiepileptikum gegeben werden, dass auf den gereizten Nerv wirkt.

Die Diagnose basiert auf dem klinischen Bild. Bildgebende Verfahren sollten zum Ausschluss anderer Ursachen von Rückenschmerzen herangezogen werden, oder wenn die Diagnose klinisch nicht eindeutig ist. Zusätzlich können neurologische Zusatzuntersuchungen wie eine Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) oder eine Elektromyographie (EMG) angeordnet werden.

Differentialdiagnosen

  • Coxarthrose und Gonarthrose
  • Piriformis-Syndrom
  • Facettensyndrom
  • Ileosakralgelenksyndrom (ISG-Blockade)
  • Kokzygodynie
  • Tendomyopathien bei Überlastungen oder Muskelzerrungen
  • Meralgia paraesthetica
  • Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen
  • Neuralgische Schulteramyotrophie
  • Plexusläsionen
  • Periphere Nervenkompressionssyndrome
  • Karpaltunnelsyndrom
  • Periarthropathia humeroscapularis

Komplementärmedizin

Pseudoradikuläre Schmerzen die z.B. durch eine ISG Blockade ausgelöst werden, können sehr gut durch Osteopathie und manuelle Medizin behandelt werden. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass sogenannte „spinale Manipulationen“ bei akuten Rückenschmerzen ohne radikuläre Symptomatik innerhalb der ersten 4–6 Wochen hilfreich sind.

Zusätzlich zahlt es sich aus, einen neuraltherapeutischen Heilversuch zu starten. So finden sich gerade bei Beckenverwringungen, die zu ISG-Blockaden führen können, oftmals Narben im Bereich des Bauches. Gerade Blinddarmnarben stellen gerne ein sogenanntes Störfeld dar, v.a. wenn es bereits zu einem Blinddarmdurchbruch kam.

Auch im Bereich der Halswirbelsäule lassen sich oft neuraltherapeutische Störfelder finden: Narben im Halsbereich nach Schilddrüsenoperation oder Impfnarben stellen potentielle Störfelder dar. Durch Infiltration der Narbe mit einem Lokalanästhetikum können diese Bereiche „entstört“ werden. Der Patient fühlt dann meist innerhalb weniger Minuten eine Erleichterung. Besonders effizient ist die Kombination von Neuraltherapie und Osteopathie oder Massagen.

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